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Gedanken zum Karfreitag

Wenn die Angst das Leben durchkreuzt

Gott am Kreuz, er verwandelt unser Leid nicht, indem er es wegnimmt, sondern indem er in den untersten Grund der Not zu uns herabsteigt. Gott ist kein bequemer und berechenbarer Gott. Mit dem Kreuz streicht er alle Gottesbilder durch, die nur unseren menschlichen Wunschträumen entstammen. Vielleicht fängt Glaube dort ganz unten an, in Ohnmacht und Verzweiflung. Vielleicht wagen wir das einmal: zulassen, dass Gott uns fallen lässt – ins Ungewisse, ins Bodenlose, ohne Licht und Trost. Wo Glaube eigentlich sinnlos geworden ist und Liebe lächerlich, wo es keinen Menschen mehr gibt – dort, ganz unten, an einem bestimmten Ort und Zeitpunkt, da wartet Er, um uns aufzufangen und nicht mehr loszulassen. Vielleicht geht es nur um diesen Glauben, der durchhält: das Unbegreifliche stehen lassen, die Durchkreuzungen unseres Lebens akzeptieren, unsere Ängste annehmen und sie Gottes verwandelnden und erlösenden Händen übergeben. Vielleicht ist dieser Durchhalteglaube das einzige, was wirklich zu tragen vermag. Nicht nur am Karfreitag.
Sr. Philippa Rath OSB

Text und Bild ausgewählt von Priska Machuzhak-Loepfe, Seelsorgende

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