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1. Adventssonntag

Warten findet heute kaum noch statt: an einer Haltestelle sind immer alle am Handy – telefonieren, Nachrichten checken, noch schnell eine Mail beantworten… Warten gilt als verlorene Zeit. Zeit ist kostbar und Zeit wird überall und für alles bemessen. Jede Woche erhalten Sie beispielsweise eine Meldung über ihre exakte Bildschirmzeit…

Der Autor Andreas Noga schreibt dazu:

«Ruhig bleiben.
Mit dem Ausfall des Handys
stürzt nicht gleichzeitig
auch das Leben ab.
Im Gegenteil.»

Als Christinnen und Christen leben wir eigentlich immer in einer Art Wartezeit, im «Dazwischen» von ist schon da und kommt erst. Der christliche Glaube hält uns stets in diesem Schwebezustand: Wir dürfen uns über Gottes Menschwerdung in der Welt freuen und auf seine Gegenwart vertrauen, sollen aber gleichzeitig in ständiger Erwartung auf seine Wiederkunft «am Tag des Herrn» bleiben.

Wenn wir beim Wortsinn ansetzen, dann meint Erwartung nichts anderes, als dass wir bereits durch das Warten an sich etwas erreichen können! Wir dürfen er-warten und müssen manchmal auch nicht mehr als etwas er-warten.

Es ist sicher nicht zufällig, dass «in Erwartung sein» für die Schwangerschaft verwendet wird, was gut zur Adventszeit passt. Schwangerschaft braucht ihre Zeit. Ein Kind muss sich entwickeln können, bevor es dem Leben ohne Nabelschnur und ausserhalb des Körpers der Mutter gewachsen ist. Manchmal geht es den erwachsenen Menschen auch so: sie brauchen Zeit, bis sie einer neuen Situation, einer Herausforderung gewachsen sind. Es kann wohltuend sein, sich dann zu sagen: auch das Warten selbst ist wertvoll. Warten ist keine vertane Zeit. Jedenfalls dann nicht, wenn wir im adventlichen Sinne aufmerksam warten.

Adventliches Warten hat einen wachen Blick. Wir warten, aber nicht gelangweilt, sondern hoffnungsvoll und wir schauen beim Warten über die eigene Nasenspitze hinaus…. Wir schauen hin auf Gott, der kommen wird und uns jederzeit begegnen möchte.

So wünsche ich Ihnen eine gelassene, hoffnungsvolle adventliche Wartezeit.

Monika Bieri, Leitungsassistenz St. Anton

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