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Die Drei Österlichen Tage

Osterhasen und Schoggieili fanden sich schon kurz nach Weihnachten in den Regalen der Supermärkte – in dieser Art und Weise sind unsere christlichen Feste nach wie vor kulturell präsent. Aber leben und fühlen wir mit, was wir da eigentlich Ungeheuerliches feiern? Weckt der Schoggihase tatsächlich die Hoffnung, dass das Leben stärker ist als der Tod oder eher nur ein schlechtes Gewissen, zu viel genascht zu haben über die Feiertage? Die Kirche hat mit den aufeinanderfolgenden Festtagen der Karwoche ein eindrückliches liturgisches Mittel, uns jedes Jahr «hautnah» miterleben zu lassen, worum es bei Ostern, dem ersten und ursprünglichsten christlichen Fest, geht. Lassen Sie sich von uns mitnehmen auf eine immer wieder eindrückliche Reise, die über Schoggihasen und Eiertütschen hinaus führt…

         Mit dem Palmsonntag eröffnen wir die heilige Woche und damit ein Wechselbad der Gefühle. Beim Einzug in Jerusalem wird Jesus bejubelt, um nur ein paar Tage, am Karfreitag, ans Kreuz geschrien zu werden. Dieser Spannung setzen wir uns am Palmsonntag aus, indem wir nach der Segnung der grünen Zweige bereits die Passionsgeschichte lesen und Jesus auf seinem Leidensweg ans Kreuz begleiten.

         Am Gründonnerstag begeben wir uns in den Abendmahlssaal, hören mit den Jüngern die Worte, die den neuen Bund in Jesu Leib und Blut stiften, und nehmen an ihm teil, indem wir uns alle die Hände waschen lassen. Die Hände hinhalten, geschehen lassen, sich hingeben – darum geht es im Wesen des christlichen Glaubens. Gott tut das Wesentliche, nicht wir.

Bald nach dem Abendmahl wird Jesus verhaftet, ihm wird der Prozess gemacht. Er wird gefoltert, verachtet, getötet. Er steht für alle Menschen, denen Unrecht getan wird, die ausgeschlossen, verhöhnt, missachtet, gequält werden, damit sie in all ihrem Leid hoffentlich die Gegenwart des Liebenden spüren dürfen, der gerade im grössten Leid an ihrer Seite ist. Denn sein Weg führt zum Leben. In der Nacht vom Karsamstag auf den Ostersonntag entsteigt er dem Grab, dem Tod – Geheimnis des Glaubens.

         Zuerst müssen wir die Grabesruhe aushalten, am Grab trauern, dem Tod in die Augen schauen, sonst wird die Osterbotschaft nicht mit all ihrem Gewicht und ihrer Leichtigkeit verstanden. Immer neu schauen und feiern wir dieses Geschehen.

         Ostern soll unsere Grundhaltung prägen: Der Tod ist schmerzhafte Wirklichkeit, aber er hat nicht das letzte Wort. Leben wir als österliche Menschen, bemühen wir uns um “Osteraugen”, dann wirkt Ostern, dann wirken die christlichen Feste im Jahreskreis in unser Umfeld hinaus. Und so prägen wir die Gesellschaft.

Osteraugen

Ich wünsche mir Osteraugen,
die im Tod bis zum Leben,
in der Schuld bis zur Vergebung,
in der Trennung bis zur Einheit,
in den Wunden bis zur Herrlichkeit,
im Menschen bis zu Gott,
in Gott bis zum Menschen.
Im Ich bis zum Du zu sehen vermögen.
Und dazu alle österliche Kraft.

Klaus Hemmerle

Ich wünsche Ihnen, auch im Namen des gesamten Teams des Seelsorgeraums und der beiden Kirchenpflegen, ein frohes, hoffnungsvolles Osterfest.

Ihr Pfarrer Andreas Rellstab

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